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Der schönste Tag im Leben

Angst vor der Hochzeit 

Angst vor der Hochzeit - Braut zeigt erschrocken auf ihren Ring

« Wenn Nervosität und Panik einen Schatten werfen auf den Tag der Tage »

Ein Albtraum: Angst vor der Hochzeit. Fröhlich flatternde Schmetterlinge im Bauch verheddern sich kurz vor dem großen Tag im emotionalen Chaos. Zweifel vor dem Leben mit Ehering können von Wolke 7 dann rasch in ein Stimmungstief ziehen. Ohne Frage: Eine gewisse Nervosität ist normal bei einem solchen großen Schritt, den die Ehe definitiv darstellt. Aber wann handelt es sich um gewöhnliche Aufregung, die mit etwas Durchatmen verfliegt? Und wann tritt eine Gamophobie auf, die tiefgründigere Hilfe erfordert? Wer kalte Füße vor der Hochzeit hat, sollte sich folgenden Artikel durchlesen.

Die Facetten der Angst: von Nervosität bis Panik

Ängstlich zu sein kann heißen, sich leicht nervös, durcheinander und angespannt, aber auch richtig unsicher, hilflos, sogar panisch zu fühlen. Emotionen zeigen Bedürfnisse an und weisen auf etwas hin. Angst verlangt nach Sicherheit sowie Kontrolle über die Situation. Schon in der Steinzeit diente sie der Wahrnehmung von Gefahr. Gedanken und Handlungsimpuls waren zur Rettung des eigenen Lebens auf Flucht programmiert.

Ganz so dramatisch – geht es schließlich nicht um Leib und Leben – verhält es sich mit der Angst vor der Hochzeit nicht. Die körperlichen Symptome aber, die Gedanken und Impulse, die auf Flucht gepolt sind, ähneln derer unserer Vorfahren.

Verzweifelte Braut schaut auf den Boden

Gamophobie: Die Angst vor der Hochzeit

Allein mit ihrer Furcht sind Menschen, die heiraten wollen, nicht. Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts wird ein Begriff verwendet, welcher der Angst vor dem Heiraten einen Namen gibt: Gamophobie. Dieser Fachbegriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern „gamos“ (Ehe) sowie „phobos“ (Angst) zusammen. Er beschreibt die Furcht vor einer dauerhaften Bindung, die Ängste vor dem Ritual der Eheschließung oder den Verpflichtungen nach dem Heiraten. Die lang anhaltende und übertriebene Angst vor der Hochzeit als lebensveränderndes Ereignis ist eine spezifische Form dieser Störung.

Eine Gamophobie gründet oft in der Kindheit. Betroffene sind Scheidungskinder und Kinder, die in unharmonischen Familien mit traumatischen Erfahrungen aufwachsen. Die Ehe wurde von klein auf als bedrohlich kennengelernt. Eine sich dadurch im Unterbewusstsein entwickelnde Vermischung von Eheleben und Schmerz kann mit dieser Angststörung enden.

Kind mit streitenden Eltern

Von grundsätzlichen Bedenken über normales Lampenfieber bis hin zur Gamophobie

Gemäß der Devise: Neues macht Angst, ist es normal, vor großen Augenblicken nervös zu sein. Das kann bereits vor dem Heiratsantrag geschehen, wenn man sich überlegt, auf welche Weise man den Verlobungsring übergeben und wie man die romantischste aller Fragen stellen möchte. Aber ebenso ist Aufregung und sogar ein bisschen Angst vor der Hochzeit nicht außergewöhnlich. Die sprichwörtlichen „kalten Füße vor der Hochzeit“ können also jeden treffen und sind nicht per se bedenklich.

Fragen vor der Trauung

Es gibt grundsätzliche Bedenken, welche das Heiraten an sich und die Partnerwahl betreffen können. Gehört das Eheversprechen zu einer Partnerschaft? Sind Vertrauen und Treue, bis der Tod die Ehe scheidet, groß genug? Stehen Fragen wie diese im Mittelpunkt, ist wohl die Zeit für eine Hochzeit noch nicht gekommen.

Kirchliche Trauung vor einem Priester

Zweifel nach erfolgreicher Verlobung

Der Hochzeitsantrag wurde freudig bejaht. Stolz präsentiert das Liebespaar den Verlobungsring und die Hochzeitsplanung beginnt. Stellen sich dennoch Sorgen vor dem Heiraten oder eine gewisse, nicht übermäßige Angst vor der Hochzeit ein, ist dies wahrscheinlich Lampenfieber geschuldet. Bei der Vorbereitung des freudigen Ereignisses im Mittelpunkt zu stehen, ist für viele Anlass, nervös zu sein. Perfektionistische Heiratswillige kämpfen mit Aufregung, weil sie befürchten, es könnte nicht alles planmäßig laufen.

Hochzeitsvorbereitungen mit einer Checklist

Wenn es tatsächlich zu Ängsten und Panikattacken kommt

Eine Gamophobie geht weit darüber hinaus. Patienten mit einer Angststörung sehen in einer Ehe die Gefahr des persönlichen Kontroll- und Freiheitsverlustes. Werden die Betroffenen von Panikattacken heimgesucht, die sich auf gedanklicher und körperlicher Ebene abspielen, ist professionelle Hilfe nötig.

Die Symptome einer Gamophobie

Zu den harmloseren Erscheinungen zählen Zittern und Schweißausbrüche. Auch Schmerzen sowie Engegefühl in Brust und Hals sowie Herzrasen sind typische Zeichen einer Panikattacke. Schwerwiegendere Symptome reichen von Kurzatmigkeit über Atemnot bis hin zum Gefühl des Erstickens mit Schwindel und Ohnmacht. Manche Betroffene beschreiben eine zusätzliche Panik vor Kontrollverlust und dem Gefühl, verrückt zu werden. Eine besonders heftiger Anflug von Panik führt zu Derealisations- und Depersonalisationsgefühlen.

Frau im Rollkragenpullover mit Kurzatmigkeit

Rein in die Ängste – gemeinsam statt einsam!

Die vielfältigen Facetten der Angst von leichter Aufregung bis hin zu Panik verdeutlichen, dass es keine pauschale Antwort auf die Frage gibt, was man bei einer sehr starken Angst vor der Hochzeit unternehmen kann. Anhaltspunkt gibt der Ausprägungsgrad der Angststörung.

Sich anvertrauen und den Hochzeitsängsten stellen

Für Menschen, die nicht gerne im Mittelpunkt stehen und einfach nur in erhöhtem Maß nervös sind, reicht es oftmals aus, sich dem Partner und anderen vertrauten Personen zu öffnen. Mit der Aussprache und dem Wissen um viele helfende Hände kann sich große Erleichterung einstellen.

Bei stärkerer Furcht hilft in erster Linie, diese zuzulassen und sich ihr zu stellen. Nur so kann man sie näher betrachten, einordnen und verstehen. Es ist wichtig, die Angst vor dem Heiraten nicht unausgesprochen zu lassen und sich selbst alles kaputtzumachen.

Freunde reden im Café miteinander

Die Exposition als Hilfe bei Angst vor der Hochzeit

In Fachkreisen heißt die gezielte Konfrontation Exposition. Dabei wird sich bewusst, mit dem Ziel einer Lernerfahrung, dem vermeintlich Bedrohlichen ausgesetzt. In die Ängste reingehen, sich weiterentwickeln und feststellen, dass sie abnehmen können und nicht so bedrohlich sind, wie sie zunächst scheinen. Expositionen, ob allein oder mit professioneller Unterstützung ausgeführt, können selbst bei Gamophobie helfen. Überzeugt sich ein Patient mit Angststörung als Hochzeitsgast von den schönen Seiten, exponiert er sich und kann ganz nebenbei positive Gefühle mit der Ehe verknüpfen.

Bei jedem Zweifel sollte man in sich gehen, darüber sprechen und sich bewusst machen, ob eine gemeinsame Linie für das zukünftige Eheleben existiert. Gespräche mit wichtigen Bezugspersonen sind neben dem Hören auf sich selbst immer eine Möglichkeit, sich darüber im Klaren zu werden, ob die Ängste mit den Liebsten bekämpft werden können oder schwerwiegender sind und professionelle Hilfe nötig ist. Nicht nur bei Gamophobie helfen Paarberatungssitzungen oder Einzeltherapiestunden, um den Ursprung einer Angst ausfindig zu machen, vergangene Erfahrungen loszulassen und ohne Panik vor der Hochzeit befreiter in die Zukunft blicken zu können.

Paar bei einer Psychologin

Praktische Tipps: Mit allen Sinnen gegen Nervosität und Panik vor der Hochzeit

Eine Auszeit mit allen Sinnen, fernab von Hochzeitsstress und Gefühlsduselei, hilft Distanz zu eigenen Gedanken und Gefühlen zu schaffen und mit objektiver Sichtweise die Sorgen zu beleuchten. Ob nach einer Wanderung an einem ruhig fließenden Bach oder bei Wellnessanwendungen – mit allen Sinnen im Hier und Jetzt gelingt es, den Kopf freier zu bekommen, Gefühle einzuordnen und ihnen mit Sachlichkeit die Bedrohlichkeit zu nehmen.

Auch haben sich Achtsamkeits- und Entspannungsübungen bewährt. Die Konzentration auf die Sinne (Fünf Dinge, die ich sehe; vier, die ich höre; drei, die ich fühle; zwei, die ich rieche; etwas, das ich schmecke) oder den Atem mit gelockerten Schultern bewusst ein- und ausströmen zu lassen, hilft ruhiger zu werden.

Frau beim Meditieren am Wasser

Kalte Füße vor der Hochzeit: in guten wie in schlechten Zeiten

Unbehagen in Anbetracht der ewigen Ehe ist normal und endet selten mit der Diagnose Gamophobie. Oftmals steckt hinter der Angst vor der Hochzeit schlicht eine etwas stärkere Aufregung. Oder die Panik ist nur vorübergehend und von kurzer Dauer. Sicherlich liegt es nahe, dass man sich mögliche Schwierigkeiten in der Ehe vorstellt. Aber: Eine Beziehung voller Liebe und Vertrauen wächst an der gemeinsamen statt einsamen Bewältigung großer und kleiner Ängste und wappnet für das zukünftige Eheleben, in dem es natürlicherweise viele Hochs, aber auch das eine oder andere Tief gibt. Dies gehört zum Leben dazu.

Eheringe in Gelbgold


Bildquellen: 
Beitragsbild | © AnnaDemy – stock.adobe.com
Verzweifelte Braut | © lightpoet – stock.adobe.com
Kind und streitende Eltern | © WavebreakmediaMicro – stock.adobe.com
Kirchliche Trauung | © David Lahoud/peopleimages.com – stock.adobe.com
Checkliste zur Hochzeit | © Rawf8 – stock.adobe.com
Frau mit Atemnot | © Creative Cat Studio – stock.adobe.com
Freunde beim Reden | © BullRun – stock.adobe.com
Paar bei der Psychologin | © BestForYou – stock.adobe.com
Meditieren | © kite_rin – stock.adobe.com

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